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Nach 8 Jahren im Tierheim fand er endlich ein Zuhause

Jens-Wolfgang kam im Oktober 2011 als amtliche Sicherstellung und „gefährlich“ eingestuft ins Tierheim Stendal. Grund hierfür war, dass er sowohl einen Menschen als auch einen anderen Hund gebissen haben soll. Die Tierheim-Mitarbeiter merkten damals aber ganz schnell, dass Jens so gar nicht das ist, was man unter einem gefährlichen Hund verstehen würde. Allerdings war er zuvor in den falschen Händen gewesen, sollte zur Gewalt gegen Artgenossen und fremde Menschen abgerichtet werden und ihnen Schaden zufügen.

So war es einerseits sein Glück, bei uns zu landen. Die Umstände, die dazu geführt hatten, waren jedoch gleichzeitig sein größtes Unglück. Nicht nur, dass sein Vorbesitzer zwei Jahre lang alles tat, um eine Weitervermittlung zu verhindern. Durch die Einstufung als „gefährlicher“ Hund brachte Jens-Wolfgang zusätzlich einen Rattenschwanz an Auflagen mit. Wesenstest, Sachkundenachweis, erhöhter Steuersatz… – dies schien über Jahre den größten Abschreckungseffekt gehabt zu haben.

Denn Jens-Wolfgang selber kann man nur gern haben. Wer die Chance hatte, ihn kennenzulernen, machte Bekanntschaft mit einem freundlichen, fröhlichen Hund, der es liebt zu baden, Ball zu spielen und sich Hintern und Ohren kraulen zu lassen.

Die wenigen Interessenten, die Jens nach seiner Vermittlungsfreigabe hatte, schreckten spätestens dann zurück, wenn sie von den Kosten erfuhren, die die Auflagen für sie bedeuten würden. Und so wartete und wartete Jens über Jahre auf seinen Moment. In der Zeit hatte er feste Bezugspersonen an der Seite, die sich um sein Wohl sorgten.

Dazu zählten seine Pfleger und Gassigängerin ebenso wie viele „Fans“, die er mit seiner Geschichte über das Internet gefunden hatte. Oft erreichten speziell an ihn adressierte Pakete das Tierheim, gefüllt mit Leckereien, neuen Spielsachen und anderen Geschenken. Trotz allem war einfach kein Zuhause in Sicht, in dem er nicht mehr nur einer unter vielen ist, sondern der Mittelpunkt einer Familie.

Jens-Wolfgang wurde tausendfach in den sozialen Netzwerken geteilt, hatte Anfang 2019 sogar einen TV-Auftritt, aber immer noch fand sich niemand für ihn. Inzwischen war der 2007 geborene Jens ein grau-melierter Senior geworden. Seine Gassirunden fallen deutlich kürzer aus, er schläft viel, von „Gefährlichkeit“ nach wie vor keine Spur. Dennoch hatte er nie die Chance gehabt, seine amtliche Einstufung rückgängig zu machen.

Dann endlich, an einem sonnigen Samstag im Juni 2019, stand sie vor der Tür. Noch ahnten wir nicht, dass es Jens‘ ganz große Chance werden sollte. Die Familie war ganz gezielt wegen Jens zu uns ins Tierheim gekommen. Sie hatten auf der Suche nach einem neuen Familienmitglied das Internet durchwälzt und verschiedene Vermittlungsplattformen durchsucht. Darunter auch die Seite der Tierheimhelden. Bewusst gingen sie auf die Suche nach einem „Listenhund“.

Ein Senior durfte es auch gern sein, denn deren geringeren Chancen waren sie sich durchaus bewusst. Zwischen all den anderen Hunden entdeckten sie Jens-Wolfgang, den wir wegen der geringen Chancen zusätzlich als Notfall gekennzeichnet hatten. Er ging ihnen die nächsten Tage nicht mehr aus dem Kopf. So war der Entschluss gefasst, ihn persönlich zu treffen.

Auf den ersten Besuch folgten ein zweiter und ein dritter, das Vertrauen zwischen Hund und Menschen wuchs und die Entscheidung stand fest, dass Jens seine Chance bekommen sollte! Frauchen meldete sich zum Sachkundenachweis an und bestand im Handumdrehen die theoretische Prüfung. Also konnten auch der praktische Teil und Jens‘ Wesenstest folgen. Beide bestanden mit Bestnote!

Anschließend vergingen fast zwei weitere Wochen, in denen die Familie auf die Freigabe durch die Behörden warten musste. Doch als diese kam, stand Frauchen wenige Stunden später im Tierheim und holte ihren Jens-Wolfgang ab. Der hatte zu diesem Zeitpunkt schon seinen Feierabend-Schlaf begonnen, wurde aber ratzfatz wach, als er seine Limousine ins Glück erblickte.

Jens-Wolfgang war fast 8 Jahre lang Bewohner unseres Tierheims. Die Taten seines Vorbesitzers und die amtlichen Auflagen haben ihm die besten Jahre seines Lebens gekostet. Zumindest seinen Ruhestand aber kann er nun endlich im Kreise einer ihn liebenden Familie verbringen. Wir sind unglaublich glücklich über dieses Happy End und freuen uns, dass Jens‘ Familie ihn über Tierheimhelden entdeckt und Ende August 2019 zu sich geholt hat!

Hier der erste Brief aus Jens‘ neuem Zuhause:

„Guten Tag,

Jens Wolfgang hat sich schon super eingelebt. Er genießt es total im Mittelpunkt zu stehen und umsorgt zu werden. Seinen ersten Kurzurlaub hat er auch gehabt und hat sich in jeder Situation als brav und unkompliziert erwiesen. Ob am Strand, im Restaurant, im Zoo oder im Hotel immer absolut stressfrei. Von seiner „Gefährlichkeit“ ist nichts zu merken, selbst andere Rüden ignoriert er gekonnt.

Sein Lieblingsritual ist es mittlerweile, morgens meinen Sohn zum Schulbus zu bringen und nachmittags aus der Schule abzuholen. Auch dort ist er der Liebling von allen.

Zu Hause hat er sehr schnell Freundschaft mit den Nachbarshünndinen geschlossen. Es ist total schade, dass er so lange auf ein neues Zuhause warten musste. Er ist so ein toller Hund, weiß sich gut anzupassen und auch gut mit ungewohnten Situationen umzugehen. Absolut auf seine Menschen bezogen mit einem unverständlichen Vertrauen.

Liebe Grüße von Jens und Familie“ 

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