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Silvester mit Hund – Ursachen, Management und Behandlungsmöglichkeiten

Silvester mit Hund

Viele Hunde haben an Silvester Angst aufgrund der lauten Geräusche und ungewohnten Lichteffekte. Schon Stunden vor dem eigentlichen Feuerwerk werden häufig Raketen abgeschossen, die die Tiere verschrecken und die Angst schüren. Die Tiere können panisch flüchten, sich verkriechen oder starke Stresssymptome wie Hecheln, Umherlaufen, Bellen oder Zittern zeigen. Es gibt eine Reihe von Maßnahmen die man unternehmen kann, um den Silvester mit Hund entspannter zu gestalten.

1. Rückzugsorte schaffen

silvester mit katze
Ein gemütlicher Rückzugsort kann dem Tier helfen, sich sicher vor Böllern und Co. zu fühlen

Zu Hause sollte es einen sicheren Rückzugsort geben, den der Hund kennt und gerne aufsucht. Er sollte leicht zugänglich und wenn möglich etwas abgeschottet sein. Hunde mögen höhlenartige Orte, die Ihnen Schutz bieten.
Alle Fenster und Türen sollten verschlossen und im Idealfall die Rollläden herunter gelassen werden.
Man kann den Fernseher oder das Radio laufen lassen, um im Haus ein vertrautes Grundgeräusch zu haben.
Ist der Hund ruhig und sucht er von selbst seinen Platz auf, kann er dafür immer bestätigt und gelobt werden.

2. Kein Mitleid!

Ganz wesentlich ist außerdem die eigene Reaktion. Ängstliche Tiere sollten nie bemitleidet werden. Diese gut gemeinte Zuwendung versteht das Tier als Bestätigung für sein Verhalten. Somit wird die Angst durch das Beruhigen nur noch verstärkt. Man sollte das Tier ignorieren und sich selbst möglichst entspannt geben. Je souveräner die Bezugsperson mit der Situation umgeht, desto besser kann der Hund sich daran orientieren.

3. Ablenkung

ablenkung
Ein aufregendes Spiel kann ablenken und gleichzeitig ermüden und somit weniger empfindlich für andere Geräuschquellen machen

Als Alternative kann versucht werden, attraktives Futter anzubieten, leichte Gehorsamsübungen zu machen oder dem Hund Denksportaufgaben zu stellen, um die Konzentration auf etwas Anderes zu lenken. Viel Belohnung im Training ist in dieser schwierigen Situation natürlich wichtig und die gestellten Aufgaben sollten nicht zu anspruchsvoll sein und auf keinen Fall zu Frustration führen.

4. Pharmazeutischer Eingriffe nur unter Absprache!

Bei starken Angstzuständen können Psychopharmaka vom Tierarzt gegeben werden. Wichtig ist mit dem Arzt gemeinsam zu entscheiden, welches Medikament in welcher Dosierung sinnvoll ist. Mit der Medikamentengabe sollte unbedingt zwei bis drei Tage vor Silvester bereits begonnen werden. Die Tiere können durch die Medikamente sehr schlapp sein und einen schwankenden Gang oder Wesensveränderungen zeigen. Solche Tiere sollten unter keinen Umständen unbeaufsichtigt sein.

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Medikamente sollten stets nur auf tierärztliche Anordnung gegeben werden

5. Auch homöopathische Behandlungen sind möglich

Es stehen außerdem auch pflanzliche oder homöopathische Medikamente, sowie Nahrungsergänzungsmittel zum Einsatz gegen Ängste zur Verfügung. Die Wirksamkeit ist sehr individuell und die Verwendung sollte auch hier mit dem Tierarzt abgesprochen werden. Hierbei muss frühzeitig mit dem Einsatz begonnen werden (mindestens 14 Tage im Voraus).
Pheromone, als Stecker für die Steckdose, Spray oder Halsband, können eine angenehme Umgebungssituation schaffen und die Entspannung hierdurch fördern.

6. Ohrstöpsel können eine gute Maßnahme sein

Es sind auch Ohrstöpsel für Hunde auf dem Markt. Diese sollten nur mit fachlicher Anleitung eingesetzt werden.

silvester mit hund
Auch ein gut erzogener Hund kann einfach vor Schreck weglaufen. Zu Silvester gilt daher: Leinenpflicht!

7. Hunde sollten in gewohnter Umgebung und angeleint spazieren geführt werden

Panische Tiere reagieren oft anders als erwartet. Auch der besterzogenste Hund kann in einer Angstsituation davon laufen. Dies kann sehr gefährlich werden, da die Tiere kaum Rücksicht auf die Umgebung nehmen, kopflos davon laufen und hierdurch schneller Unfälle provozieren.
Die Spaziergänge sollten bei geräuschempfindlichen Hunden in den Tagen um Silvester eher kurz und ohne Freigang ablaufen. Man sollte nur in der gewohnten Umgebung mit dem Hund spazieren gehen oder sehr abgelegene Orte aufsuchen. Am besten ist das Tragen eines Sicherheitsgeschirrs, damit die Tiere nicht aus Panik heraus schlüpfen und davon laufen können.

8. Geräuschtherapie

Für eine dauerhafte Problemlösung ist eine Verhaltenstherapie gegen Geräuschangst sinnvoll. Hierbei wird ein konkreter Therapieplan aufgestellt und individuelle Arbeitsschritte (Geräuschdesensibilisierung etc.) erfolgen. Die Therapie nimmt meist Wochen bis Monate in Anspruch und sollte weit vor Silvester begonnen werden.

Eine Kurz-Info zur Autorin dieses Beitrags:Sita Meinzer Gastautor
Dr. Sita Meinzer ist seit April 2010 Tierärztin im Kleintierzentrum in Erdweg. Sie hat im Juli 2012 über die Therapie von aggressiven Hunden promoviert und macht zur Zeit ihren Fachtierarzt für die Innere Medizin der Kleintiere. Im Kleintierzentrum betreut sie neben der tierärztlichen Tätigkeit den Tierfriseur und führt Verhaltenstherapien durch. Ihre Freizeit widmet sie ihren Tieren.
Am liebsten ist sie mit ihrem Pferd und ihren Hunden in der Natur unterwegs und macht Dog Dance und Mantrailing. Außerdem besucht sie mit ihren Hunden behinderte und alte Menschen als Mitglied der Streichelbande.

Über Svenja

Social Media Managerin - Bloggerin - Autorin - Hundefrau

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