Raul ist ein anhänglicher, durch einen Unfall in Rumänien gehbehinderter Rüde, der sechs Jahre (!) in der Smeura, dem wohl größten Tierheim der Welt, gesessen hatte. Als einer von Tausenden Hunden hatte er die Chance bekommen, nach so langer Zeit im Zwinger ausreisen zu dürfen. Bei uns zeigt Raul sich verschmust, freut sich sehr zum Spaziergang herausgeholt zu werden und genießt jede Streicheleinheit. Aufgrund seiner Gehbehinderung – der arme Raul hat im linken Vorderbein einen alten Abriss des Trizepsmuskels und eine Muskelatrophie, so dass ihm das Strecken unangenehm ist – kann er keine weiten Strecken laufen. Er geht aber emsig mit und belastet das defekte Bein auch, das heißt er läuft, wenn auch mit dem einen Vorderbein humpelnd, auf vier Beinen. Operativ kann man nichts mehr machen. Man sollte schonend und in seinem Tempo mit Raul gehen und er sollte ebenerdig oder in einer Wohnung mit Aufzug wohnen, damit er keine Treppen gehen muss. Er entlastet, soweit möglich, dieses Bein und erhält nach Bedarf Schmerzmittel.

Wir hatten Raul einmal kurz vermittelt, doch dort zeigte sich, dass er nicht gut alleine bleiben konnte und jaulte und bellte. Er ist einerseits uns Menschen sehr zugetan und hat sicherlich Verlustängste, andererseits aber hatte dieses Verhalten bestimmt auch mit Angst vor Kontrollverlust zu tun. Denn auch in der Wohnung agierte er eigenständig und kontrollierend und knurrte zum Beispiel männlichen Besuch an. Daher ist es nun ganz wichtig, dass Raul in ein Zuhause bei hundeerfahrenen Menschen zieht, die ihm von Anfang an einen klaren Rahmen und Grenzen vorgeben. Auch wenn er sehr anschmiegsam ist, sollte Raul nicht aufs Sofa dürfen und nicht alles erlaubt bekommen. Erfährt er Einschränkungen, erhält er eine Orientierung und lernt, dass er zum Beispiel nicht zu regeln hat, welcher Besuch in die Wohnung darf. Aufgrund seiner Vorgeschichte in Rumänien ist er jedoch grundsätzlich bei Männern (in der Wohnung) skeptischer als bei Frauen, so dass hier mehr „Überzeugungsarbeit“ geleistet werden muss. Wir wissen auch, dass Raul, obwohl er ja von der Straße oder der Kette in Rumänien kommt, stubenrein ist.

Raul ist ein wahrer Schatz, der aber die Regeln des Zusammenlebens mit uns Menschen noch lernen muss und entsprechend eine liebevolle, aber konsequente Anleitung und Führung benötigt. Ein ruhiger Haushalt und mehrere kurze Spaziergänge am Tag und gerne auch ein Garten, in dem er sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen kann, würden Raul, der bisher vom Leben so gebeutelt wurde, glücklich machen.